Das Jazzfestival Schaffhausen hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1990 dem nationalen Schaffen im Bereich "Jazz und improvisierte Musik" verschrieben. Aus der Überzeugung, dass diese Werkschau erstens eine grosse Vielfalt auf hohem Niveau garantiert und dass es zweitens dafür ein interessiertes Publikum gibt, hält das Organisationskomitee weiter an seiner Leitidee fest. Jährlich stehen im Mai während vier Tagen rund 10 Formationen auf der Festivalbühne des Kulturzentrum Kammgarn in Schaffhausen.
Die Schweizer Jazz-Szene ist reich ausgestattet. Es wird keine Einheitskost in verdaubaren Portionen abgegeben.
Zitat Patrik Landolt (Verleger Intakt Records, Mitbegründer Schaffhauser Jazzgespräche und Organisator des «unerhört»-Festivals Zürich) in der Festivalzeitung 1992:
Die thematische Beschränkung auf Schweizer Jazz hat Vorteile und Nachteile, über die es sich lohnt, nachzudenken. Grundsätzlich erachte ich es als Vorteil, dass sich das Schaffhauser Jazzfestival auf ein Konzept festlegt und sich nicht in den konventionellen Festivalzirkus einreiht. Die meisten europäischen Jazzfestivals haben die gleiche gesichtslose Erscheinung: Die Veranstalter kaufen Jazzstars und Newcomers von internationalen Agenturen ein. Die Ballung mehr oder weniger willkürlich engagierter Jazzgruppen an einem Wochenende wird dann Jazzfestival genannt und soll der Stadt, die ja öffentliche Gelder investiert, im überregionalen Städtewettbewerb einen Imagegewinn sichern. Das Publikum ist Staffage, die Musiker tun ihren Job. Das Schaffhauser Konzept "Schweizer Jazz" zwingt zur Auseinandersetzung mit der Schweiz. Da Musik nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern sich auf die gesellschaftliche, soziale und ästhetische Realität bezieht, lässt Musik Rückschlüsse auf die Wirklichkeit zu. Ein CH-Festival kann ein Stimmungsbericht der hiesigen Realität sein. In Spiel und Kreativität liegen oft mehr Zeitdiagnose als in wissenschaftlichen Analysen. Zudem können in diesem Kontext lokale Musikentwicklungen, regionale Schattierungen erkannt werden. Da die Schweiz (glücklicherweise) keine Nationalkultur hat, sondern dank ihrer föderalistischen Strukturen mannigfache kulturelle Ausprägungen, droht ein Schweizer Jazzfestival auch nicht eine Verfeierlichung einer Nationalkultur zu werden. Was die Schweizer Jazzszene brauchen kann, ist eine jährliche Werkschau der hiesigen Produktionen und Entwicklungen; ein Festival, an dem Musikerinnen und Musiker verschiedenster Stile neue Projekte und Gruppen vorstellen können und wo das lokale Publikum und eine nationale und internationale öffentlichkeit einen Überblick über das hiesige, aktuelle Jazzgeschehen bekommt.